Letzte Woche erlebten rund 180 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 und 9 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Unna eine besondere Aufführung im Rahmen der Suchtprävention. Das Theaterstück „Alkohölle“ von der Gruppe „Theaterspiel – Beate Albrecht“ aus Witten thematisiert eindrücklich die Verführung und gefährlichen Folgen von Alkoholmissbrauch, insbesondere für junge Menschen.
Das Licht im Saal dämmt sich, zwei Männer betreten schweigend die Bühne. Jeder von ihnen erzählt stumm seine Geschichte. Ein Foto, ein Kreuz, ein Grablicht. Lenas Vater Ernst Heidenreich (Wolfgang Pätsch), schon gestorben, nimmt leise Platz. „Al Alkohol“ (Michel Mardaga) drapiert auf der anderen Seite der Bühne liebevoll sein größtes Gut, verschiedene Flaschen Alkohol. Die Wette beginnt. Lässt sich Lena (Susan Lachermund) vom Alkohol verführen? Oder bleibt sie für ihren verstorbenen alkoholabhängigen Vater standhaft?
Lena träumt wie viele Jugendliche vom großen Auftritt mit ihrer Band. Aber der Alltag beim Praktikum in der Werbeagentur ihrer Tante Maxi nervt Lena. Ein großer Werbeauftrag von „Al Akohol“ zur Vermarktung von zuckersüßen Alkopops soll der schuldengeplagten Agentur endlich den langersehnten Geldregen bringen. Lena ist begeistert, ihre Tante Maxi aber ist dagegen. Lena versteht die Welt nicht mehr und gerät immer mehr in die Versuchungen ihres neuen Auftraggebers „Al Alkohol“.
Die Schülerinnen und Schüler des GSG erleben live mit der Figur Lena alle Stufen des Alkoholgenusses, der Abhängigkeit bis zum Zusammenbruch. Das Stück endet offen, es ist nicht klar, wie es mit Lena weitergeht und wer die Wette vom Anfang gewinnen wird. Damit sind die Schülerinnen und Schüler gefordert, selbst Antworten auf die Frage zu finden, was im Leben Halt gibt und bei Lebenskrisen und emotionalen Belastungen hilft.
Nach der Aufführung gab es eine offene Gesprächsrunde mit der Theatergruppe, die selbst über ihre eigenen Erfahrungen mit Alkohol berichteten. Die Schülerinnen und Schüler bekamen die Gelegenheit, individuelle Fragen an die Schauspieler und die Theaterpädagogin Beate Albrecht zu stellen. Zwei Mitarbeiterinnen der Suchthilfe im Kreis Unna waren ebenfalls auf der Bühne und berichteten von der Möglichkeit, sich auf Wunsch auch anonym bei ihnen Rat und Hilfe zu holen. Auch andere, nicht-stoffgebundene Süchte wie die nach sozialen Medien und dem ständigen Scrollen kamen ebenfalls zur Sprache. Ein weiterer Höhepunkt des Vormittags in der Stadthalle war das Angebot der Theatergruppe, selbst mit einer kurzen szenischen Darstellung auf der Bühne zu stehen. Viele Schülerinnen und Schüler nutzten dies mit viel Engagement.
„Das Stück hat mich zum Nachdenken gebracht“, sagte eine Schülerin der 9. Klasse. „Es ist erschreckend, wie schnell Alkohol zur Gewohnheit werden kann und wie leicht man die Kontrolle verliert.“ Stephanie Friske, Schulleiterin des GSG ergänzte: „Solche Theaterprojekte sind wichtig, weil sie Jugendliche auf eine Weise erreichen, wie es theoretischer Unterricht oft nicht schafft.“
Die Präventionsaufführung „Alkohölle“ wurde vom Förderverein der Schule finanziert – herzlichen Dank dafür! Ein Dankeschön geht auch an die tolle technische und organisatorische Unterstützung der Mitarbeiter der Stadthalle Unna.
Text: Ulrike Felbick und Sabine Splittgerber
Fotos: Matthias Hundt